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„Das verdeckte Imperium“

publiziert im Tagesspiegel am 01. Juni 2019

Michel Penke (Datenjournalist, Correctiv) und David Meidinger (Journalist, Tagesspiegel)

Mit dem zweiten Preis zeichnet der Gutenberg-Recherchepreis zwei Jungjournalisten aus, die sich der kollaborativen Datenrecherche verschrieben haben. Michael Penke ist investigativer Datenjournalist beim Recherchenetzwerk Correctiv. David Meidinger ist Softwareentwicklungsredakteur im Tagesspiegel Innovation Lab. Ihr ausgezeichneter Beitrag, „Das verdeckte Imperium“ ist ein zentraler Baustein aus der Langzeitrecherche „Wem gehört Berlin“, bei der das gemeinnützige Recherchenetzwerk Correctiv und die Hauptstadtzeitung über Monate hinweg miteinander kooperiert haben.

In Zusammenarbeit mit den Tagesspiegel-Lesern deckte das medienübergreifende Rechercheteam Besitzverhältnisse im Berliner Wohnungsmarkt auf, die sonst im Verborgenen geblieben wären. In „Das verdeckte Imperium“ haben Penke und Meidinger gemeinsam mit einer Reihe älterer Kollegen offengelegt, dass dem britischen Immobilien-Tycoon Pears Group über 3000 Wohnungen in Berlin gehören – was bis dahin auch dem Senat nicht bekannt war.

Vom Ausgangspunkt der Recherche, den Angaben tausender Leser über die Vermieter ihrer Wohnungen, deckte das Rechercheteam auf, dass die Pears Group ihre Immobiliengeschäfte in Berlin über Dutzende von Briefkastenfirmen abwickelt, die alle ihren Sitz in Luxemburg haben. Das Team konnte zudem nachweisen, mit welchen Methoden die Besitzgesellschaften und ihre Muttergesellschaften in sogenannten Steuerparadiesen eine ebenso effektive wie zweifelhafte Steuervermeidung betreiben.

Mit dieser Arbeit ist eines der größten in Berlin tätigen Immobilien-Trusts und seine Verschleierungs-Methoden enttarnt worden. Michael Penke hat in Berlin, in Dänemark und anderswo über Wochen hinweg zehntausende Grundbuchblätter durchgearbeitet, um Firmengeflechte und Vermögen nachzuweisen. David Meidinger, hat als eine Art Hybrid aus  Journalist und Digitalentwickler maßgeblich die innovative Datenaufbereitung ermöglicht. Ihre außergewöhnliche Team-Leistung ist ein Musterbeispiel dafür, dass kollaborativer Datenjournalismus nicht nur in der Vernetzung internationaler Leitmedien funktioniert, sondern auch in der Kooperation eines gemeinnützigen Mediums mit regionalen Tageszeitungen.

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